April 1, 2019

Diese Nebenwirkungen hat deine Pille wirklich

Du nimmst die Pille zur Verhütung? Oder hat dir dein Frauenarzt gesagt, dass durch die Einnahme der Antibabypille deine Haut schöner wird? Vielleicht wünschst du dir auch einfach nur einen regelmäßigen Zyklus und nimmst deshalb die Pille? Dann bist du eine von 6 bis 7 Millionen Frauen in Deutschland, die die Pille nehmen. Doch weißt du auch, welche Nebenwirkungen deine Pille haben kann?

 

Thrombose und Lungenembolie – Nebenwirkung der Pille

Eine Thromboembolie ist sicher die gefürchtetste Nebenwirkung der Pille überhaupt. Doch was zum Teufel ist eine Thromboembolie? Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäß. Dieses Gerinnsel kann sich lösen und über den Blutkreislauf in die Lunge gelangen. Dort verengt oder verschließt es eine Lungenarterie. Durch diesen Gefäßverschluss wird das Herz stark belastet, sodass es zu einem akuten Herzversagen und zu einem Sauerstoffmangel aller Organe kommen kann.

Eine solche gefährliche Thrombose tritt bei 2 von 10.000 Frauen auf, die keine hormonellen Verhütungsmittel einnehmen und nicht schwanger sind. Je nach Pillenart erhöht sich das Risiko für eine Embolie deutlich. So liegt das Risiko bei Pillen, die als Gestagen Levonorgestrel oder Norethisteron enthalten, bei 5 bis 7 Frauen von 10.000 Frauen pro Jahr. Zu diesen Pillen gehören vor allem die Pillen der sogenannten 2. Generation wie zum Beispiel Evaluna, Swingo oder Femigoa. Bei Einnahme von Pillen mit diesen Wirkstoffen verdoppelt bis verdreifacht sich das Risiko für eine Thromboembolie.

  

Harmlose Mikropille ohne Nebenwirkung?

Noch größer ist die Gefahr bei Einnahme von Pillen der 3. Generation. Diese enthalten andere Gestagene als Wirkstoffe und werden oft als besonders verträglich und niedrig dosiert angepriesen. Doch stimmt das? Im Hinblick auf das Thromboserisiko keinesfalls. Pillen mit den Wirkstoffkomponenten Desogestrel oder Gestoden erhöhen das Thromboembolierisiko gegenüber Pillen der 2. Generation um das 1,5- bis 2-fache. Das entspricht 9 bis 12 Embolien pro 10.000 Frauen pro Jahr. Im Vergleich zu den Frauen, die nicht hormonell verhüten, ist die Wahrscheinlichkeit also bis zu 6 mal so hoch, eine lebensbedrohliche Thromboembolie zu erleiden. Pillen mit diesen Wirkstoffen sind zum Beispiel die Lamuna oder die Antibabypille Desmin.

Schlimmer geht es nicht mehr? Leider doch. Bei Einnahme von Pillen, die den Wirkstoff Gestoden enthalten, erkrankten 11 Frauen mehr, bei der Einnahme von Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon waren es sogar 13. Von 10.000 Frauen erleiden 14 eine Thromboembolie, wenn sie eine Pille mit den Gestagenen Desogestrel oder Cyproteron eingenommen haben. Das klingt vielleicht nicht viel, doch rechne kurz nach: Wenn du eine Pille mit dem Wirkstoff Desogestrel oder Cyproteron einnimmst, erhöht sich dein Risiko für eine lebensgefährliche Thrombembolie um den Faktor 7. [1] 

Präparate mit dem Wirkstoff Dienogest waren in die meisten Studien nicht eingeschlossen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass das Thromboserisiko 1,8-fach erhöht ist im Vergleich zu den Pillen der 2. Generation.

Obwohl die Pillen der neuen Generationen ein deutlich erhöhtes Thromboembolierisiko haben, werden sie in Deutschland am häufigsten verordnet. Nicht selten mit der Begründung, dass diese Pillen niedriger dosiert und damit verträglicher sind. Doch das Risiko ist derzeit kaum abzuschätzen.

In anderen Ländern werden die Pillen der 3. und 4. Generation mittlerweile deutlich hinterfragt. In Frankreich sind diese Pillenpräparate nicht mehr erstattungsfähig. Die Verordnungen durch die französischen Ärzte gingen daraufhin um 45 Prozent zurück. Interessanterweise sanken dazu die Krankenhausaufnahmen aufgrund von Lungenembolien in der Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen um beeindruckende 27,9 Prozent.

Besonders vorsichtig solltest du sein, wenn du die Pille einnimmst und rauchst. Rauchen und Pilleneinnahme passen überhaupt nicht zusammen. Du erhöhst dein Risiko für ein Blutgerinnsel damit massiv, insbesondere wenn du älter bist als 35 Jahre.


Gewichtszunahme durch die Pille als Nebenwirkung

Die ungewollte Gewichtszunahme gehört zu den häufigsten Nebenwirkungen der Pille. Das hat verschiedene Ursachen. Zum einen können die Hormone, die in der Pille enthalten sind, den Appetit anregen. Vielleicht leidest du sogar unter Heißhunger und könntest ständig essen? Zum anderen fördern die Hormone häufig Wassereinlagerungen. Wenn du Wasser einlagerst, steigt natürlich auch dein Gewicht. Zusätzlich fühlst du dich vielleicht aufgeschwemmt und leidest unter dicken Fingern oder dicken und schweren Füßen.

 

Keine Lust mehr auf Sex – Libidoverlust bei Einnahme der Pille

Libidoverlust ist eine häufige und äußerst unangenehme Nebenwirkung der Pille. Vielleicht ist die Pille deshalb ein so sicheres Verhütungsmittel, weil sie die Lust auf Sex nimmt? Ok, ich gebe zu, das ist eine gewagte These ;). Fakt ist aber, dass beispielsweise 1 bis 10 von 1000 Frauen, die die Pille Diane35 einnehmen, weniger Lust auf Sex haben. Auch bei den Pillen Yasmin, Yasminelle oder Belara findet man den Libidoverlust als Nebenwirkung im Beipackzettel.

 Viele Mädchen und Frauen bemerken diesen Libidoverlust nicht einmal. Sie nehmen die Pille so früh ein, dass sich der Zyklus und damit auch ihre sexuelle Lust gar nicht richtig entwickeln können. Bei vielen Frauen kommt die Lust nach dem Absetzen der Pille wieder. Doch eine Studie mit 125 Frauen zeigte, dass die Libidostörungen auch nach dem Absetzen zurückbleiben können. Verantwortlich dafür ist wohl ein dauerhafter Anstieg des Hormons Testosteron.

 

Kopfschmerzen und Migräne durch die Pille

Je nach Pillenart leidet 1 von 10 Frauen unter der Einnahme der Antibabypille regelmäßig unter Kopfschmerzen. Ebenso kann das hormonelle Verhütungsmittel Migräne auslösen und/oder diese verstärken. Wusstest du, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, auf die Pille zu verzichten, wenn du unter Migräne mit Aura leidest? Hormonelle Verhütungsmittel können in diesem Fall das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. [2]

 

Die Psyche und die Pille

Viele von uns werden es schon geahnt haben, nun hat es die Universität Aachen auch bestätigt. Die Pille beeinflusst die weibliche Psyche. Frauen, die ein hormonelles Verhütungsmittel einnahmen, zeigten in dieser Studie weniger Empathie als die Teilnehmerinnen, die einen natürlichen Zyklus hatten. Ebenso konnten sie die Emotionen anderer Menschen schlechter wahrnehmen und einschätzen sowie ihre eigenen Gefühle schwerer deuten. In meiner Praxis höre ich häufig den passenden Satz: „Ich fühle mich nicht mehr wie ich selbst.“ [3]

 

Depressionen durch die Antibabypille

Doch damit nicht genug. Die Pille erhöht auch das Risiko für Depressionen deutlich. Aufgedeckt hat dies eine Studie der Universität Kopenhagen, in der gesundheitsrelevante Daten von mehr als einer Million Frauen untersucht wurden. Frauen, die hormonell verhüteten, hatten ein um 23 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken, die mit Antidepressiva behandelt werden muss. Besonders gefährdet sind Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren, die eine Minipille einnehmen. Übrigens erhöht nicht nur die Pille das Depressionsrisiko. Auch Hormonspirale, Hormonpflaster oder Hormonring sind diesbezüglich wenig empfehlenswert und haben Nebenwirkungen. [4]

 

Gebärmutterhalskrebs als Langzeitfolge

Die Einnahme der Pille kann auf lange Sicht die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs fördern. Zu diesem Schluss kam die Cancer Research UK Epidemiology Unit in Oxford nach der Auswertung von 24 Studien mit mehr als 50.000 Studienteilnehmerinnen. Das Risiko wird größer, je länger du die Pille nimmst. Erst 10 Jahre nach dem Absetzen der Pille ist das Risiko für eine Krebserkrankung der Gebärmutter genauso hoch wie bei einer Frau, die nicht hormonell verhütet hat. Die International Agency for Research on Cancer kommt in ihrem Bericht ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Antibabypille das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen kann.

„There is sufficient evidence in humans for the carcinogenicity of combined oral estrogen–progestogen contraceptives. This evaluation was made on the basis of increased risks for cancer of the breast among current and recent users only, for cancer of the cervix and for cancer of the liver in populations that are at low risk for hepatitis B viral infection.“

https://monographs.iarc.fr/wp-content/uploads/2018/06/mono100A-19.pdf

 

Bluthochdruck als Nebenwirkung der Pille

Nach wie vor sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den westlichen Industrieländern die Todesursache Nr. 1. Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wusstest du, dass die Pille zu Bluthochdruck führen kann? Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, haben im Schnitt 2 bis 8 mmHg höhere Blutdruckwerte als Frauen, die natürlich verhüten. Damit erhöht sich auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. [5]

 

Zwischenblutungen bei Pilleneinnahme

Zwischenblutungen gehören eindeutig zu den lästigsten Nebenwirkungen der Pille. Eine Patienten in meiner Praxis hatte beispielsweise an 21 von 28 Tagen Zwischenblutungen. Das sollte natürlich auf keinen Fall so sein. Ein Überschuss an Gestagen kann solche Zwischenblutungen verursachen. In jedem Fall solltest du andere Ursachen wie beispielsweise Myome oder Krebserkrankungen durch deinen Frauenarzt ausschließen lassen. In einigen Fällen hilft der Wechsel auf ein anderes Pillenpräparat. Bei einem solchen Ungleichgewicht solltest du jedoch überlegen, ob du deine Pille nicht lieber absetzen möchtest.

 

Bei diesen Nebenwirkungen solltest du die Pille sofort absetzen

Ich möchte dir mit diesem Artikel keinesfalls Angst machen, sondern einfach aufklären. Die Pille ist anders als viele Frauenärzte es verkaufen kein Lifestyleprodukt, das dich schöner und fitter macht. Es ist ein Arzneimittel, das Risiken und Nebenwirkungen hat und diese solltest du kennen. Ob du die Pille trotzdem weiter nehmen möchtest, liegt ganz bei dir. Absetzen solltest du die Pille sofort, wenn:

  • du unter Migräne mit Aura leidest
  • du hohen Blutdruck hast
  • deine Leberfunktionswerte im Blut nicht in Ordnung sind
  • du ein Blutgerinnsel hast oder in der Vergangenheit hattest
  • du operiert werden musst oder längere Zeit bettlägerig bist

 

Die Pille absetzen – und dann?

Du hast dich entschieden, dass du die Antibabypille nicht mehr nehmen möchtest und suchst nun nach Alternativen zur Verhütung? Ich werde dir in Zukunft auf dem Blog verschiedene Alternativen vorstellen. Zudem schauen wir uns an, wie du die Pille am besten absetzen kannst und was du gegen das gefürchtete Post-Pill-Syndrom tun kannst.

Hast du Erfahrungen mit Nebenwirkungen gemacht? Hast du die Pille vielleicht deshalb schon abgesetzt? Oder kommst du super klar mit der Antibabypille? Schreib mir gerne die Erfahrungen mit deiner Pille in die Kommentare.

Über die Autorin dieses Artikels

Katrin Schumann

Katrin Schumann ist Heilpraktikerin und Expertin für Frauengesundheit. Sie unterstützt Frauen dabei, ihren eigenen Weg zu mehr Weiblichkeit, Gesundheit und Wohlbefinden zu gehen. Dabei zeigt sie Alternativen zur Pille als Patentlösung auf. Ihr Anliegen ist es, Frauen Wissen über ihren Körper zu vermitteln, damit sie freie und eigenständige Entscheidungen treffen können. Mehr über Katrin Schumann erfahren

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