Februar 9, 2020

Blasenentzündung – Was hilft wirklich?

Weißt du was die schlimmste Überraschung war, die ich je zum Geburtstag bekommen habe? Nein? Es war eine Blasenentzündung. Ich hatte den Tag mit meiner Familie verbracht und als ich wieder daheim war, bemerkte ich diese brennenden und stechenden Schmerzen im Unterleib. Ich kam die halbe Nacht nicht von der Toilette und habe vor Schmerzen geweint. Tatsächlich war das auch das erste und einzige Mal, dass ich eine Blasenentzündung hatte. Dieses unangenehme Gefühl ist aber noch sehr präsent. Ich leide regelrecht mit, wenn mir Patientinnen gegenüber sitzen, die diese Schmerzen mehrmals im Jahr oder sogar im Monat erleiden müssen. Gehörst du auch dazu? Oder hast du vielleicht auch im Moment deine erste Blasenentzündung? In diesem Blogpost schauen wir uns die Erkrankung Zystitis genauer an und erkunden, was bei einer Blasenentzündung wirklich hilft.

Blasenentzündung – was ist das eigentlich?

Wie der Name es schon erahnen lässt, ist bei der Blasenentzündung die Harnblase entzündet. In der medizinischen Fachsprache wird die Blasenentzündung auch als Zystitis oder Cystitis bezeichnet. Die Harnblase dient als Speicherorgan für den Urin. Sie liegt dem Beckenboden auf und befindet sich direkt hinter der Schambeinfuge. Je nach Verlauf wird zwischen einer akuten und einer chronischen Blasenentzündung unterschieden. Ebenso unterscheidet man zwischen einer bakteriellen und einer abakteriellen Blasenentzündung. Eine Sonderform ist die interstitielle Zystitis. 

Blasenentzündung Ursachen

Die Ursachen für eine akute Blasenentzündung sind vielfältig. Häufig wird die Entzündung jedoch durch Bakterien hervorgerufen. Die Erreger stammen meist aus dem Darm. Sie gelangen mittels Schmierinfektion über die Harnröhre in den Körper. Dann "klettern" sie bis zur Blase hinauf und machen es sich dort gemütlich. Häufigster bakterieller Auslöser der Zystitis sind Bakterien der Art Escherichia coli (E. coli). Aber auch Staphylokokken oder in selteneren Fällen Pilze und Viren können Blasenentzündungen hervorrufen.

Blasenentzündung Risikofaktoren

Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung einer Blasenentzündung begünstigen:

  • häufiger Geschlechtsverkehr
  • Blasenkatheter
  • die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus
  • ein geschwächtes Immunsystem (auch bei Nebennierenschwäche!)
  • Schwangerschaft und Wochenbett
  • "falsche" Hygienemaßnahmen (von hinten nach vorne wischen nach dem Toilettengang)
  • Verengungen der Harnröhre

Viele Frauen reagieren auf Kälte im Intimbereich empfindlich. Schon das kurze Sitzen auf kalten Steinen reicht dann aus, um eine Blasenentzündung zu triggern.

Blasenentzündung – die Symptome

Doch wie erkennst du nun, ob du unter einer Blasenentzündung leidest. Es ist sehr wahrscheinlich, dass deine Blase entzündet ist, wenn:

  • du Schmerzen beim Wasserlassen hast
  • dir das Pipi machen schwer fällt
  • du häufig das Gefühl hast, auf die Toilette zu müssen und
  • dann aber nur geringe Mengen Urin wirklich ausscheidest
  • du vermehrt in der Nacht auf die Toilette musst
  • Schmerzen im Bereich der Blase (hinter dem Schambein) hast
  • dein Urin rötlich gefärbt ist

Blasenentzündung behandeln – Hausmittel und Naturheilkunde

OK, du weißt nun, dass du eine Blasenentzündung hast. Aber was kannst du jetzt tun? Zunächst einmal solltest du wirklich viel trinken. Am besten stilles Wasser oder einen Blasen- und Nierentee. Dieser enthält Pflanzen, die die Harnausscheidung anregen. Dazu gehören zum Beispiel Birkenblätter oder die Goldrute. Mit einer hohen Trinkmenge kannst du die entzündungsauslösenden Bakterien aus der Blase spülen. Man spricht deshalb auch von einer Durchspülungstherapie. 

Cranberry und Bärentraubenblätter

In der traditionellen Naturheilkunde wird die Cranberry schon lange zur Behandlung von Blasenentzündungen eingesetzt. Die roten Beeren sind reich an Vitamin C und Eisen und unterstützen so das Immunsystem im Kampf gegen Erreger. Zudem liefern Cranberrysaft und auch andere Zubereitungen aus Cranberry bioaktive Stoffe. Diese sorgen dafür, dass die Erreger besser ausgeschieden werden können.

Bei einer Blasenentzündung kannst du auch gut Bärentraubenblättertee trinken. Einige Inhaltsstoffe der Pflanze wirken bakteriostatisch. Sie können also dem Bakterienwachstum in der Blase entgegenwirken. Bärentraubenblätter sind in einem basischen Milieu am wirksamsten. Der Urin sollte also alkalisch sein. Wie du das erreichst? Verzichte auf Lebensmittel, die den Harn ansäuern. Dazu gehören zum Beispiel Fleisch, Fisch und auch Hülsenfrüchte. Du kannst vorübergehend auch ein Basenpräparat einnehmen.

D-Mannose

D-Mannose ist ein Mittel, das vor allem bei Blasenentzündungen sinnvoll ist, die durch E. coli hervorgerufen werden. Der Einfachzucker (Monosaccharid) ist eng mit der Glukose verwandet. Anders als Glukose kann D-Mannose jedoch nicht verstoffwechselt werden. Deshalb wird der Zucker unverändert über die Harnwege ausgeschieden. Folglich landet er auch irgendwann in der Blase. E. coli stehen total auf D-Mannose und docken sich an entsprechende Bindungsstellen der Substanz an. Sie werden dann zusammen mit dem Zucker ausgeschieden. Dies gilt allerdings wirklich nur für E. coli. Wird die Blasenentzündung durch andere Erreger hervorgerufen, ist D-Mannose absolut wirkungslos.

Wärme

Die meisten Frauen empfinden Wärme bei einer Blasenentzündung als sehr wohltuend. Du kannst dir eine Wärmeflasche oder ein Heizkissen auf deinen Unterleib legen. Das wirkt entkrampfend. Sehr zu empfehlen sind ferner Ölkompressen. Dafür gibst du 2 Tropfen ätherisches Öl auf 1 Esslöffel fettes Öl (z.B. Olivenöl). Damit benetzt du eine warme Kompresse und legst dir diese auf den Unterleib. Darüber kommt erst ein Handtuch und dann eine Wolldecke, damit alles schön warm bleibt. Als ätherische Öle eignen sich zum Beispiel Lavendel, Cajeput, Manuka und Thymian linalool. 

Sitzbäder

Sitzbäder sind etwas aus der Mode gekommen. Schade, denn Sitzbäder sind bei Erkrankungen des Anal- und Genitalbereichs echt sinnvoll. Für das Sitzbad kannst du zum Beispiel einen starken Kamillenaufguss oder Kamillenextrakt nutzen. Füge dann noch einige Tropfen ätherisches Öl der Bergamotte vermischt mit etwas Meersalz hinzu. Sowohl Kamille als auch Bergamotte verfügen über entzündungshemmende Inhaltsstoffe.

Ätherische Öle und Tees oder Badzubereitungen aus Heilpflanzen sind eine tolle Möglichkeit, den Symptomen einer Blasenentzündung entgegenzuwirken.

Blasenentzündung – Wann muss ich Antibiotika nehmen?

Wann genau bei einer Blasenentzündung nur noch ein Antibiotikum hilft, muss natürlich ein Arzt entscheiden. Diesen solltest du auf jeden Fall aufsuchen, wenn die Schmerzen weiter nach oben wandern. Schmerzen in der Nierengegend deuten auf einen aufsteigenden Infekt mit Nierenentzündung hin. Das ist wirklich kein Spaß und sollte schnellstmöglich von einem Arzt behandelt werden! Bei wiederkehrenden Blasenentzündungen sollte der Arzt vor der Verabreichung bestenfalls ein Antibiogramm anfertigen. So ist sicher, dass das Antibiotikum auch wirklich gegen die vorliegenden Keime wirkt.

Ätherische Öle statt Antibiotika?

Ätherische Öle können viel mehr, als nur gut zu duften. Einige von ihnen haben wissenschaftlich nachgewiesene antibiotische oder antimykotische Wirkeigenschaften. Sie sind sogar gegen MRSA wirksam, also gegen Keime bei denen Antibiotika versagen (vgl. Uzair et al., 2017). Diese antibiotischen Wirkeigenschaften kann man sich auch in der Behandlung von rezidivierenden Blasenentzündungen zunutze machen. Dafür kann man ein sogenanntes Aromatogramm anfertigen lassen. Anhand einer Urinprobe wird getestet, welche ätherischen Öle gegen die verursachenden Keime wirken. Mit diesem Ergebnise können aromatherapiekundige Apotheken dann entsprechende individuelle Zubereitungen zur Behandlung anfertigen.

Immer wieder Blasenentzündungen?

Eine Blasenentzündung ist echt schon genug. Doch was tun, wenn Blasenentzündungen in regelmäßigen Abständen immer wieder auftreten? Nicht selten bekommen Frauen dann spätestens nach der 3. oder 4. Blasenentzündung in jedem Fall ein Antibiotikum verschrieben. Das hilft dann meist kurzzeitig, bevor die Beschwerden zurückkehren. Was kannst du also tun, wenn du unter einer chronischen oder wiederkehrenden Blasenentzündung leidest? 

Darm und Blasenentzündungen

Du solltest in jedem Fall deinem Darm mehr Aufmerksamkeit schenken. Hä, warum denn dem Darm, wenn doch die Blase schmerzt? Ganz einfach: Bis zu 90 Prozent aller Blasenentzündungen basieren auf einer Infektion mit Bakterien, insbesondere mit E. coli. Diese stammen aus dem Darm. Eine Dysbiose, also eine Fehlbesiedlung, begünstigt die Verschleppung von entzündungsauslösenden Keimen. Noch dazu sorgt ein Ungleichgewicht in der Darmflora dafür, dass dein Immunsystem nicht so ganz auf Zack ist. Bakterien können sich leichter ausbreiten und Entzündungen hervorrufen. 

Scheidenflora und Blasenentzündungen

Ob sich in der Scheide krankmachende Keime ausbreiten können, hängt immer auch vom pH-Wert derselben ab. Kommt es hier zu Abweichungen, treten Infektionen schneller auf. Darm-, Vaginal- und Blasenschleimhaut stehen wie alle Schleimhäute über das mukosaassoziierte Immunsystem im Körper im engen Austausch. Auch deshalb spielt die Darmgesundheit eine wichtige Rolle! Deine Scheidenflora und den Vaginal-pH-Wert kannst du aber beispielsweise auch durch die falsche Pflege schädigen. In den Intimbereich gehören weder Seifen noch Duschzeug oder Intimlotion!

Blasenentzündungen durch Hormonstörung

Um Erreger abzuwehren, müssen die Schleimhäute in der Blase und in der Scheide intakt sein. Einen großen Einfluss auf die Schleimhautgesundheit hat Östrogen, genauer gesagt das Estriol. Ein Mangel an Estriol kann die Blasengesundheit und die Vaginalgesundheit negativ beeinflussen. Bei einer Neigung zu Blasenentzündungen kann deshalb ein Hormonspeicheltest sinnvoll sein. Diesen kannst du übrigens ganz easy alleine von zuhause aus durchführen. Wie genau das geht, verrate ich dir im Artikel "Hormontest für Frauen".

Das Wichtigste auf einen Blick

Eine Blasenentzündung zeigt sich durch Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang und Unterleibsschmerzen. Hauptursache ist eine Infektion mit E. coli Bakterien. Bei einer Blasenentzündung solltest du sehr viel trinken. Es gibt verschiedene Hausmittel, die ebenfalls helfen können. Bei einer drohenden Nierenbeckenentzündung kann die Einnahme von Antibiotika erforderlich sein. Wenn du häufiger unter Blasenentzündungen leidest, muss dafür die Ursache gefunden werden. Es lohnt sich dann, den Darm und den Hormonhaushalt genauer zu untersuchen.


Hast du Probleme mit Blasenentzündungen? Was hilft dir, wenn du eine Blasenentzündung hast?

Über die Autorin dieses Artikels

Katrin Schumann

Katrin Schumann ist Heilpraktikerin und Expertin für Frauengesundheit. Sie unterstützt Frauen dabei, ihren eigenen Weg zu mehr Weiblichkeit, Gesundheit und Wohlbefinden zu gehen. Dabei zeigt sie Alternativen zur Pille als Patentlösung auf. Ihr Anliegen ist es, Frauen Wissen über ihren Körper zu vermitteln, damit sie freie und eigenständige Entscheidungen treffen können. Mehr über Katrin Schumann erfahren

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