Mai 21, 2020

Hormone im Chaos? Kümmer dich um deine Leber!

Ich hatte doch alles richtig gemacht. Dachte ich zumindest. Marie war eine meiner ersten Patientinnen. Sie kam wegen Schmerzen vor ihrer Periode zu mir. Ich machte einen Hormonspeicheltest und verordnete ihr verschiedene Mittel. Nach 2 Monaten kam Marie wieder in die Praxis. "Und?" ich schaute sie erwartungsvoll an. Ich war mir sicher, dass sie nun verkünden würde, wie gut es ihr geht. Doch Marie zuckte nur mit den Schultern. Es hatte sich kaum etwas verändert. Ich war wahnsinnig enttäuscht. Hatte ich doch einen Fehler gemacht? Spoiler: Ja, hatte ich. Ich missachtete ein so wichtiges Organ: die Leber!

Hormontherapie ist Basistherapie

Hormontherapie ist Basistherapie. Dieser Satz einer meiner liebsten Mentorinnen für ganzheitliche Frauenheilkunde war plötzlich wieder präsent. Bevor die hormonelle Feinregulierung erfolgen kann, muss die Basis stimmen. Wenn du ein hohes Haus baust, fängst du ja auch nicht mit dem Obergeschoss an. Dein Haus braucht ein stabiles Fundament. Dann kann es auch viele Stockwerke tragen. Doch was ist das Fundament einer guten Behandlung hormoneller Beschwerden? Ich verrate es dir: ein gesunder Darm und eine funktionierende Leber.

Die Leber – Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan

Angenommen ich wäre als neue Moderatorin des Familienduells unterwegs auf der Straße mit folgender Anweisung: "Nennen Sie ein Organ, das besonders wichtig für die Hormongesundheit ist." Meinst du einer der 100 Leute würde "die Leber" antworten? Ich denke nicht. Schade eigentlich, denn die Leber ist ein so wichtiges Organ. Für das Hormonsystem und für den gesamten Körper. 

Aber schauen wir uns doch erstmal an, was die Leber überhaupt so macht. Sie

  • verwertet, speichert und wechselt Stoffe aus der Nahrung um
  • spielt eine wichtige Rolle für den Fett-, Eiweiß- und Zuckerstoffwechsel
  • produziert viele wichtige Eiweiße wie beispielsweise Gerinnungsfaktoren
  • stellt Cholesterin her
  • produziert die Gallenflüssigkeit
  • wandelt giftige Substanzen in harmlose Stoffe um (z.B. Ammoniak -> Harnstoff)
  • ist für den Hormonabbau zuständig

Die Leber ist ein wichtiges Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan. Sie übernimmt im Körper verschiedene lebenswichtige Aufgaben.

Hormongesundheit ist Lebergesundheit

Die Leber selbst produziert keine Hormone. Dennoch ist sie von großer Bedeutung für die Hormongesundheit. Warum ist das so?

Hormonabbau in der Leber

 Das Organ ist für den Abbau von "überflüssigen" Hormonen zuständig. Haben die Hormone ihre Arbeit erledigt, werden sie normalerweise von der Leber über verschiedene Wege entgiftet. Während die 1. Phase der Leberentgiftung bei den meisten Frauen noch gut abläuft, hapert es zumeist in der 2. Entgiftungsphase. So verbleiben vermehrt Abbauprodukte mit einer starken Östrogenwirkung im Körper. Bei einer Östrogendominanz muss deshalb immer auch an ein Leberproblem als Ursache gedacht werden. Die Leber ist übrigens nicht nur für den Östrogenabbau zuständig, auch Cortisol wird in der Leber abgebaut. 

Mehr Testosteron durch Leberstörung

Die Leber produziert zudem das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG). Dieser Bluteiweißstoff bindet die Sexualhormone Östrogen, Progesteron und Testosteron im Blut, speichert und transportiert sie. Ist die Leber nicht fit, produziert sie zu wenig SHBG. Besonders relevant ist dies für das Testosteron. Denn im weiblichen Körper sind 95% des Testosterons normalerweise an das Transporteiweiß gebunden. Liegt hier ein Mangel vor, gibt es viel mehr freies Testosteron. Die Folgen sind weitreichend: Haarausfall, Zyklusstörungen, vermehrter Haarwuchs im Gesicht oder am Rücken sowie Akne.

Schutz vor Xenoöstrogenen

Sogenannte Xenoöstrogene spielen eine immer größere Rolle in der Behandlung von hormonellen Problemen. Xenoöstrogene sind hormonell wirksame Substanzen aus der Umwelt. Es handelt sich hierbei zwar nicht um richtige Östrogene, die Substanzen entfalten aber am Hormonrezeptor eine ähnliche Wirkung. Xenoöstrogene werden deshalb auch als endokrine Disruptoren bezeichnet: Sie stören das Hormonsystem. Doch woher stammen diese Xenoöstrogene? Du findest sie zum Beispiel in Kosmetika (Parabene!), in Pestiziden oder auch in Plastik. Immer mehr solcher Xenoöstrogene prasseln auf unseren Körper ein. Die Leber ist auch hier für die Entgiftung zuständig. Ist sie überfordert, verbleiben vermehrt solche hormonell wirksamen Substanzen im Körper.

So erkennst du, ob deine Leber fit ist

Weißt du, die Leber hat ein großes Problem: Sie tut nicht weh. Das Organ enthält im Inneren keine Nerven. Druckschmerzen treten erst dann auf, wenn die umhüllende Leberkapsel durch eine Vergrößerung des Organs gedehnt wird. Doch wie erkennt man dann bitte eine Leberfunktionsstörung? Du hast ein hormonelles Problem? Dann arbeitet deine Leber nicht richtig. Das ist meine persönliche Erfahrung. Jedes hormonelle Problem hat immer auch eine Leberbeteiligung. Weitere unspezifische Anzeichen einer Leberschwäche sind:

  • Müdigkeit
  • Leistungsabfall
  • Verdauungsbeschwerden
  • Appetitverlust
  • Gewichtsveränderungen

Drastischere Beschwerden sind:

  • Juckreiz
  • Gelbfärbung der Augen und der Haut (Ikterus)
  • ein Wasserbauch (Aszites)
  • Druckschmerzen im rechten Oberbauch

Diese Symptome sind aber echte Alarmzeichen und müssen sofort ärztlich abgeklärt werden. Übrigens eignen sich die Leberwerte, die der Arzt bestimmt, nicht, um den Funktionszustand deiner Leber zu spiegeln. Sie zeigen nur, ob deine Leberzellen kaputtgehen. Sie zeigen nicht, ob deine Leber ihre Arbeit noch zu 100% erledigen kann.

So kannst du deine Leber unterstützen

Grundsätzlich kannst du deiner Leber auf 2 Wegen helfen. Du kannst sie entlasten und du kannst ihre Funktion anregen. Wie? Das zeige ich dir jetzt!

Leberfreundliche Ernährung

Baue vermehrt leberfreundliche Nahrungsmittel in deine Ernährung ein. Dazu gehören unter anderem Kohlgemüse, Zwiebelgewächse, Beeren, fermentiertes Gemüse und Artischocken. Zucker, Alkohol und Transfettsäuren belasten die Leber hingegen. Darauf solltest du also möglichst verzichten. 

Stress reduzieren

Dauerstress führt zu erhöhten Cortisolspiegeln. Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel begünstigen die Entstehung einer Fettleber. Die Fettleber ist die häufigste chronische Lebererkrankung in Deutschland.

Nutze die Kraft der Natur

Für alles ist ein Kraut gewachsen. Das gilt auch für die Leber. Die Natur bietet so viele Leberpflänzchen, die das Organ unterstützen. Dazu gehören unter anderem:

  • Mariendistel
  • Löwenzahn
  • Schafgarbe
  • Gelber Enzian
  • Brennnessel
  • Artischocke
  • Schöllkraut

Leberwickel

Der Leberwickel ist eine einfaches und kostengünstiges Hausmittel zur Stärkung der Lebergesundheit. Alles was du für einen solchen Wickel benötigst, hast du in der Regel daheim. Lade dir hier meinen kostenlosen Hormonguide  runter. Dieser enthält auch eine Anleitung für einen Leberwickel.

Giftstoffe meiden

Wenn du Giftstoffe meidest, hilfst du deiner Leber sehr. Sie muss sich nicht mit der Entsorgung dieser Substanzen befassen, sondern kann sich ihren anderen Aufgaben widmen. Ich habe den Begriff Giftstoffe hier sehr weit gefasst. Vor allem meine ich damit aber die oben genannten Xenoöstrogene. Um deiner Leber zu helfen, solltest du also deine Kosmetika genau checken (z.B. mit Codecheck) und auf hormonbelastete Lebensmittel (z.B. Kuhmilch) verzichten.

Eine richtige Leberentgiftung sollte immer nur bei einem intakten Darm durchgeführt werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass Giftstoffe, die eigentlich ausgeschieden werden sollten, wieder in den Körper gelangen.

Das Wichtigste auf einen Blick

Die Leber ist ein wichtiges Entgiftungs- und Stoffwechselorgan. Sie spielt aber auch eine entscheidende Rolle für deine Hormongesundheit. Arbeitet die Leber nicht richtig, können Hormonstörungen entstehen. Mit der richtigen Ernährung, Heilpflanzen oder einem Leberwickel kannst du deine Lebergesundheit unterstützen.


Hast du dich schon einmal näher mit deiner Leber beschäftigt? Lass mir gerne einen Kommentar da.

Über die Autorin dieses Artikels

Katrin Schumann

Katrin Schumann ist Heilpraktikerin und Expertin für Frauengesundheit. Sie unterstützt Frauen dabei, ihren eigenen Weg zu mehr Weiblichkeit, Gesundheit und Wohlbefinden zu gehen. Dabei zeigt sie Alternativen zur Pille als Patentlösung auf. Ihr Anliegen ist es, Frauen Wissen über ihren Körper zu vermitteln, damit sie freie und eigenständige Entscheidungen treffen können. Mehr über Katrin Schumann erfahren

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